Festivalzentrum "BAR RAGE"
Stadttheater Bern, jeweils ab 21.30 Uhr
Das altehrwürdige Foyer des Stadttheaters mit seinen Plüschmöbeln und opulenten Spiegeln in das „Zentrum der Wut“ zu verwandeln, ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Reizvoll im wahrsten Sinn des Wortes: Wut soll reizen, aufreizen und Freude bereiten – sei es auch nur die unbezahlbare, unübersetzbare Schadenfreude!
Die Bar Rage soll zu allererst genau das sein, was der Name verspricht: Ein Ort, an dem sich Publikum und Künstler begegnen, wo geredet, getrunken und gegessen werden kann, wo Erlebtes und Erhörtes verglichen und besprochen wird. Das etwas angestaubte Foyer wird aktiv verstaubt; die Möbel und die restliche Inneneinrichtung wird durch halb kaputte Sofas und Sessel ersetzt. Die zum Kitsch neigende gold und altrosa Thematik wird mit echtem, das heißt billigem zeitgenössischem Kitsch gebrochen. Einige wird die Transformation wütend machen, für andere wird es befreiend sein, ohne Scham die Beine hochlegen zu können und einem Programm beizuwohnen, dass dieses Foyer und Theater, ja, diese Stadt noch nie so in Rage versetzt hat:
Biggerclub
Freitag, 10. September, 22.30 Uhr, Eingangshalle
Nach der Premiere der Oper Wut wird das Festivalzentrum mit der charmant-aggressiven Band Biggerclub eröffnet. Das Opernpublikum trifft im unteren Foyer auf die härtesten Songs der Rockgeschichte, dargebracht vom sexy Sänger und Schauspieler Thomas U. „Hoschi“ Hostettler, der mit Schweiss, Wut und hochrotem Kopf das Mikrofon malträtiert.
Mani Porno
Samstag, 11. September, 22.00 Uhr, Eingangshalle
Diesen Abend werden Mani Porno mit unsentimentalen Liedern und deplatzierten Kommentaren mit uns bestreiten.
Performance Ntando Cele
Sonntag, 12. September, 22.00 Uhr, Foyer
Ntando Cele, eine junge Südafrikanische Performerin und Theatermacherin wird nach ihrer ersten Solopremiere am Zürcher Theaterspektakel in Bern vorbeischauen und eine ortsspezifische Performance darbieten, die Xenophobie, Gewalt, und nicht etwa Fussball thematisiert.
Störenfriede
Montag, 13. September, ab 21.30 Uhr, Foyer
Kathrin Yvonne Bigler, Regisseurin und künstlerische Co-Leiterin der international tätigen Londoner Performancegruppe Bottlefed führt im Schlachthaus Theater Co-Regie (Wut oder die Anatomie explodierender Innereien) und wird in der Bar Rage mit Jugendlichen und anderen Störenfrieden für Überraschungen sorgen.
Patrik Savolainen & Michael Fehr
Dienstag, 14. September, 22.00 Uhr, Foyer
Der junge wilde Autor Patrik Savolainen wird uns mit Textkaskaden und Fluchtiraden die neue Schweizer Literatur eintreiben. Sein stiller und nicht minder begabte Kollege Michael Fehr versucht ihn dabei zu bremsen.
Publikumsbeschimpfung
Mittwoch 15. September, 22.00 Uhr, Saal
Die beiden Berliner Regisseure und Schauspieler Georg Scharegg und Patrick Wengenroth bringen nach langer Zeit wieder einmal Peter Handkes Publikumsbeschimpfung auf die Bretter. Sie werden sehr unkünstlerisch dem Berner Publikum auf der großen Bühne des Stadttheaters gründlich die Meinung sagen.
La Cérémonie
Donnerstag 16. und Samstag 18. September, jeweils 22.00 Uhr, Foyer
Das umstrittene, geliebte und verhasste Schweizer Theaterkollektiv 400asa arbeitet mit chinesischen Künstlern sowie Studierenden der HKB an einem Projekt, das vom Film La Cérémonie von Claude Chabrol inspiriert ist. Nach einem Stadtrundgang, der im Schlachthaus Theater beginnt, wird die Zeremonie im Foyer des Stadttheaters enden.
Details 16. September und 18. September
Greis
Freitag, 17. September, 23.00 Uhr, Eingangshalle
Der Gangster-Rap ist die moderne Form des sinnlosen Protestsongs. Oder so ähnlich. Der Berner Rapper Greis wird uns die übelsten Blüten dieser testosteronhaltigen Attitüden näher bringen, indem er sein Gutmenschentum zu Hause lässt und uns aufzeigt, was alles so gesagt wird, wenn man darf.
Wer noch steht, wenn der Rauch sich verzieht, hat das Festival überstanden!
Raphael Urweider